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Betreuung bei Schwangerschaftsproblemen und -komplikationen

Obwohl die meisten Schwangerschaften komplikationslos verlaufen, gibt es immer wieder Fälle, bei denen kleinere oder größere Probleme auftreten. Aufgrund der modernen Diagnosemöglichkeiten und der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen sind die meisten von ihnen gut therapierbar oder sie werden so früh erkannt, daß sie gar nicht erst zu einer größeren Komplikation werden.

Durch die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft können verschiedene Regelkreise im Organismus beeinflusst werden, so daß entweder latent vorhandene Krankheiten verstärkt werden (z.B. Bluthochdruck, Diabetes usw.) bzw. Krankheiten auftreten, die nur im Rahmen einer Schwangerschaft vorkommen (Gestosen).

Zu den häufigsten Beschwerden in der Frühschwangerschaft gehören die Übelkeit und das Erbrechen. Dies ist zunächst als normale Begleiterscheinung zu sehen, die zwar lästig, aber weder für die Schwangere noch für das ungeborene Kind gefährlich ist. Problematisch wird es eigentlich erst, wenn die Schwangere keine oder kaum Nahrung und Flüssigkeit bei sich behalten kann. Das führt zu Wasser- und Salzverlust und zu Störungen des Stoffwechsels mit Beeinträchtigung der Leberfunktion. In diesem Fall muß die Schwangere über Infusionen ernährt werden und zwar solange bis sie mit langsamem Kostaufbau und übelkeitsunterdrückenden Medikamenten in der Lage ist, wieder Flüssigkeit und Nahrung zu sich zu nehmen und bei sich zu behalten.

Relativ häufig kommt eine Blutdruckerhöhung in der Schwangerschaft vor. Bei manchen Frauen liegt schon vor der Schwangerschaft ein leicht erhöhter Blutdruck vor, der durch die Schwangerschaft verstärkt werden kann, andere Frauen bekommen einen erhöhten Blutdruck, ohne vorher damit Probleme gehabt zu haben. Leicht erhöhte Werte unter 140/90mmHg sind zunächst nicht bedenklich, müssen aber regelmäßig kontrolliert werden. Werte, die oberhalb von 140/90mmHg liegen, sind behandlungsbedürftig. Hier kommt den blutdrucksenkenden Medikamenten die größte Bedeutung zu, aber auch andere Maßnahmen, wie Vermeidung von Stress und häufige Ruhepausen während des Tages sind wichtig.

Kommen zu dem erhöhten Blutdruck noch erhöhte Eiweißwerte im Urin und verstärkte Wassereinlagerungen (Ödeme) hinzu, handelt es sich um die sog. Schwangerschaftsvergiftung. Diese kann je nach Ausprägung fatale Folgen haben und muss daher frühzeitig erkannt und schnellstens behandelt werden. Unbehandelt können die schlimmsten Folgen für das Kind Wachstumsretardierung und vorzeitige Plazentalösung sein. Bei der Mutter kann die Schwangerschaftsvergiftung bis hin zu Multiorganschäden mit Todesfolge führen. Diesen können epilepsieähnliche Krämpfe vorausgehen. Aufgrund der heute üblichen regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen werden die Vorstufen meist rechtzeitig erkannt, und diese Folgen sind äußerst selten geworden.

Eine Eiweißausscheidung ist nicht grundsätzlich gefährlich. Eiweißausscheidungen von bis zu 300 mg/24 Std. sind normal. Bei >3g/24 Std. spricht man von schwerer Eiweißausscheidungsstörung. Hinzu kommen dann schwere Wassereinlagerungen mit massiven Schwellungen an den Knöcheln, den Beinen, den Händen und im Gesicht, welche mit einer Gewichtszunahme von >1-1,5 kg/Woche einhergehen können.

Allerdings muß man beachten, daß manche Frauen viel Wasser einlagern können, ohne daß eine Schwangerschaftsvergiftung die Ursache ist. Manchmal kommen Schwangerschaftsvergiftungen auch ohne allzu große Wassereinlagerungen vor. 

Eine Sonderform der Schwangerschaftsvergiftung stellt das HELLP-Syndrom (Hämolyse, erhöhte Leberwerte und niedrige (low) Blutplättchen) dar. Auch das HELLP-Syndrom ist eine akute Bedrohung für die Gesundheit der Mutter. Hinweise darauf werden aber ebenso bei den Vorsorgeuntersuchungen meistens frühzeitig erkannt.

Außer den schwangerschaftsbedingten Krankheiten gibt es gesundheitliche Beeinträchtigungen und Erkrankungen, die bedingt durch die Schwangerschaft verschlimmert werden können. Dies gilt in erster Linie für alle Krankheiten, die auf hormonelle Unstimmigkeiten zurückzuführen sind: z.B. Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Erkrankungen der Nebenschilddrüse oder der Nebenniere usw. Sind solche Neigungen vorher bekannt, müssen sie in der Schwangerschaft besonders kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden.

Viele Frauen haben vor allem zu Beginn der Schwangerschaft Kreislaufprobleme. Durch die erweiterten Blutgefäße versackt das Blut schneller in den Beinen und der Blutdruck ist niedriger. Vor allem morgens beim Aufstehen aus einer sitzenden oder liegenden Position kann das zu Schwindel, Herzklopfen oder Ohrensausen bis hin zu Ohnmacht führen. Trinkt die Schwangere vor dem Aufstehen ein Glas Wasser und steht dann langsam auf, sind die Symptome meistens nicht mehr so ausgeprägt. Ebenfalls sinnvoll sind zum einen Ruhepausen zwischendurch, zum anderen dosierte körperliche Bewegung und ausgewogene Ernährung.

Im letzten Schwangerschaftsdrittel kann noch eine weitere Form der Kreislaufregulationsstörung auftreten: Das V.-Cava-Kompressionssyndrom. Hierbei verspürt die Schwangere in Rückenlage Schwindel, Übelkeit und Herzklopfen. Ursache ist eine Unterbrechung des venösen Rückstroms des Blutes zum Herzen, da das nun schon recht schwere Kind auf den großen zurückführenden Blutgefäßen liegt und diese komprimiert. Nicht nur die Schwangere leidet darunter, sondern auch das Kind bekommt nun nicht mehr ausreichend sauerstoffreiches Blut zugeführt. Vermeiden kann die Schwangere dieses Problem, indem sie die Rückenlage komplett vermeidet und sich auf die Seite legt.

In der Schwangerschaft sinkt meist der Eisenwert im Blut. Gründe dafür sind zum einen die vermehrte Wasserretention, die zu einem gewissen Verdünnungseffekt führt, zum anderen das Kind, welches zur eigenen Produktion von roten Blutkörperchen der Mutter Eisen entzieht. Bei der Vorsorgeuntersuchung wird das Körpereisen in Form von Hämoglobin gemessen, da Hämoglobin im Körper der Eisenträger ist. Sinkt das Hämoglobin in der Schwangerschaft unter die Norm sollte die Schwangere ihrem Körper zusätzliches Eisen zuführen.

Ein nicht zu unterschätzendes Problem kann die Rhesusunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind bei rhesus-negativer Mutter und rhesus-positivem Kind sein. Problematisch wird es nur, wenn die Schwangere mit einer rhesus-negativen Blutgruppe vor oder während der Schwangerschaft Gelegenheit hatte, Antikörper gegen rhesus-positive Blutgruppenmerkmale zu entwickeln. Dies kann z.B. durch eine vorausgegangene Schwangerschaft mit einem rhesus-positivem Kind oder durch eine Bluttransfusion bei der Mutter erfolgt sein. Hat die Schwangere Antikörper gegen die rhesus-positiven Blutgruppenmerkmale des ungeborenen Kindes entwickelt, können diese die roten Blutkörperchen des Kindes zerstören, was fatale Folgen für das Kind haben kann. Um die Antikörperbildung zu verhindern, wird rhesus-negativen Schwangeren bzw. frischentbundenen Müttern ein Medikament gespritzt. Hiermit werden die rhesus-positiven Blutgruppenmerkmale, die vom kindlichen Blutkreislauf möglicherweise in den mütterlichen Blutkreislauf gelangt sind, abgefangen.

Ein weiteres Problem in der Schwangerschaft können bestimmte Infektionskrankheiten sein. Das gilt sowohl für manche lokalen Infektionen an den weiblichen Geschlechtsorganen als auch für manche der bekannten Kinderkrankheiten. Vor den letzteren sind die meisten Frauen geschützt, z. B. durch Impfungen, oder sie haben die Krankheiten selbst zu einem früheren Zeitpunkt einmal durchgemacht. Vor allem vor Röteln sollten Schwangere Frauen geschützt sein, weshalb in Deutschland alle Mädchen zum Anfang des geschlechtsreifen Alters gegen Röteln geimpft werden sollten, wenn sie nicht bereits an Röteln erkrankt waren. Bekommt eine schwangere Frau Röteln, können die Folgen für das ungeborene Kind massive Fehlbildungen von Herz, Hirn, Augen und Ohren sein. Auch andere Organe können betroffen sein. Aufgrund dieser möglichen Schädigungen wird im Rahmen der Schwangerenvorsorge zu Beginn der Schwangerschaft der Immunstatus der Schwangeren auf Röteln überprüft. 

Auch andere Infektionskrankheiten der Schwangeren können Folgen für das Kind haben. Meist sind diese aber nicht ganz so gefährlich. Trotzdem sollten Schwangere, die bestimmte Kinderkrankheiten wie Windpocken, Ringelröteln usw. noch nicht durchgemacht haben, den Kontakt zu daran erkrankten Personen meiden.

Bei lokalen Infektionen der Vagina in der Schwangerschaft sind keine Missbildungen des Kindes zu erwarten. Das Problem hierbei kommt aus einer anderen Richtung. Die Infektion kann vorzeitige Wehen auslösen oder in der Frühschwangerschaft zu einer Fehlgeburt führen. Möglich ist auch, daß eine Entzündung einen vorzeitigen Blasensprung auslöst, die Infektion aufsteigt und das Kind, welches nun nicht mehr durch die Fruchtblase geschützt ist, mitinfiziert. Daher sind lokale Scheideninfektionen in der Schwangerschaft dringend zu behandeln. Eher harmlos sind Pilzinfektionen in der Schwangerschaft. Diese kommen aufgrund der veränderten Hormonlage sehr häufig vor. Trotzdem sollten auch diese behandelt werden.

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